Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhängte Großbritannien über Deutschland eine Seeblockade. Die britische Seeblockade der Nordsee war äußerst wirksam und behinderte insbesondere die Rohstoffversorgung Deutschlands.
Der Anteil von Rohstoffen betrug 1913 44% aller Einfuhren, dazu wurden viele Halbfabrikate importiert. Da die nun nur in geringerem Maße vorhandenen Rohstoffe bevorzugt der Rüstungsindustrie zugewiesen wurden, fanden an der Heimatfront mit der Zeit viele Ersatzstoffe Anwendung. Dazu wurden umfangreiche Forschungen durchgeführt, die das Ziel hatte, möglichst adäquaten Ersatz für Lebens- und Genussmittel, für Futtermittel, Konsumgüter und für Rohstoffe zu finden[1].
Die „Ersatzstoffe“ waren allerdings qualitativ meist unzureichend und/oder nur sehr aufwendig herzustellen. Nach dem Ende der Rohstoffknappheit wurden die allermeisten Ersatzstoffe kaum mehr verwendet.

Insbesondere ab 1916 war u.a. auch die Versorgung mit Lebensmitteln ein großes Problem. Aufgrund der ansteigenden Getreideknappheit wurde Brot zunehmend aus Kartoffeln und Kohlrüben hergestellt, teilweise wurden auch Kastanien und Eicheln genommen.
Eicheln und Kastanien wurden als Futtermittel eingesetzt, aber auch für die Herstellung von Speiseöl, Seife, Kaffee-Ersatz und Grundstofflieferant „Munitionszwecke“ (Glycerin) verwendet. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Eicheln und Kastanien zu sammeln und an speziellen Sammelstellen abzugeben.
“(…) Der Sammelpreis ist reichlich bemessen und bietet für die aufgewendete Mühen eine lohnende Entschädigung.” (Auszug aus dem Aufruf im Donauwörther Anzeigenblatt vom 2. September 1918)

In Donauwörth befand sich die Sammelstelle für Eicheln und Kastanien bei meinem Urgroßvater Ludwig Dinger in der Berger Allee 275 1/3, heute Berger Allee 2.

Berger Allee 275 1/3 um 1916

 

Farbiges Plakat mit Sammelaufruf an die Bevölkerung. Eine Initiative der Reichsfuttermittelstelle. Der Text: “Sammelt Eicheln und Kastanien und schickt sie durch Eure Kinder in die Schule oder liefert sie gegen hohen Sammellohn an die nächste Sammelstelle! Reichsfuttermittelstelle Geschäftsleitung    Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte G m b H    Berlin W.35” (aus Sammlung GD)

 

Donauwörther Anzeigenblatt am 02.09.1918

 

 

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siehe dazu auch:

[1] www. Regionalgeschichte.net; Ersatzstoffe im ersten Weltkrieg