Bürgerspital um 1850 von der Kapellstraße aus (Bild: Stadtarchiv Donauwörth)

 

Auszug aus Cölestin Königsdorfer (1819): Geschichte des Klosters zum Heil. Kreutz in Donauwörth / 1: Von den Urahnen seiner Stifter an bis zum Jahre 1518 S. 374 – 378

 

 

Die St. Lazarus-Kapelle mit dem Bürger-Spital

An die Entstehungsgeschichte des Deutsch-Ordens-Spitals schließt sich erfreulich, sowohl der Zeit als dem Zwecke nach, die ähnliche unseres Bürger-Spitals an. Was Christus in der zweyfachen Parabel von dem armen Lazarus und dem barmherzigen Samariten so anschaulich predigte, Mitleid gegen Arme, presthafte und darum hülflose Menschen, das verstanden und faßten unsere alten Wörther ganz wohl zu Gemüthe. Schon um das Jahr 1350 bauten sie aus freywilligen Beyträgen eine Kapelle zur Ehre des heil. Lazarus, um damit gleichsam den ersten Grund zu einem Künftigen Lazareth zu legen, in Hoffnung, es werde den Elenden, die eines solchen bedürfen, auch nicht an gutmüthigen Samaritanen fehlen. Ueber den nächsten Erfolg dieser frommen Absicht mangeln uns zwar genauere Nachrichten. Als aber im Jahre 1438 die Pest ausbrach, und hier allein manchen Tag 30 bis 40, ja noch mehr Personen hinweg raffte, da zeichneten sich vorzüglich zwey, schon vorhin sehr gottselig lebende Brüder, genannt die Ringinger, als wahre Helder der christlichen Liebe aus, dienten den von der Seuche angesteckten mit zärtlichster Sorgfalt, besuchten sie an allen Orten, reichten denselben unentgeltlich Arzneyen, Speise und Trank, nahmen die ärmern in ihre eigene Behausung nahe der St. Lazarus-Kapelle auf, verpflegten viele derselben bis an den Tod unermüdet, und entliessen die Wiedergenesenen nie anders als kräftig gestärkt, wohl auch reich beschenkt. Endlich erbarmte sich Gott: denn mit Bethen, Fasten und christlichen Werken aller Art hoffte man doch mehr noch von ihm, als von ärztlichen Mitteln Hülfe; nicht sonderlich lange dauerte das schreckliche Uebel, und verschwand bald ganz. Jetzt setzten die edlen Ringinger ihrer Gottseligkeit die Krone auf, daß sie ihr Haus und ihre Scheure sammt allen Gütern, die sie zu Zirkesheim besassen, der Stadt zum gemeinen Spitale schenkten. Bischof und Cardinal Peter von Schaumburg bestätigte nachher die Schankung, weihete die bisherige St. Lazarus-Kapelle, durch die hinzugekommene Scheure erweitert, zur nunmehrigen Spitalkirche ein, und genehmigte die Anordnung der Stifter, daß darin wochentlich eine heilige Messe zu ewigen Zeiten solle gelesen werden. *)

Ein so schönes Beyspiel verdiente Nachahmung, und fand sie auch. Denn von nun an bedachten mehrere gutherzige Bürger und Bürgerinnen mit ihren Vermächtnissen das Spital. Von Konrad Walther, der ihm im J. 1443 einen eigenen Hof zu Gremheim mit 200fl. schenkte, **) ist bereits Meldung geschehen. Johann Funk vermachte demselben 42 Morgen Holz, das Kailin genannt, hinter Zirgesheim gelegen im J. 1450, und das Jahr darauf Konrad Karrer ***) einen halben Hof zu Herlisweiler, mit der Verbindlichkeit, daß an allen Frauen-Abenden und Festen, an allen Apostel-. gebotenen Feyer- und Samstagen, in den St. Lazarus, St. Magdalena und St. Margarethe-Nächten, wenn man in der Deutschhauskirche die Vesper singt, und so oft man dort die Messe hält, die Altäre sollen beleuchtet werden. Weiter vermehrte die Stiftungen dieses Spitals im J. 1472 Rudolf Marschalk, Ritter und Pfleger allhier, mit einer Pfründe und Bettstatt; 1476 Mathäus Bald, Bürgermeister, mit zwey Bettstätten; 1491 Ulrich Frölich, Pfarrer zu Deiningen, mit einer Pfründe und Bettstatt, und 1495 Bernhard Zill von Nürnberg gleichfalls mit einer. Durch viele andere beträchtliche Schankungen, besonders der Patrizier von Imhof, und durch kluge Verwaltung von Seite der Spitalpfleger, die stets ein Bürgermeister oder ein anderes Rathsmitglied seyn mußten, vermehrten sich die Renten desselben allmälig in solchem Grade, daß sich in dem letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts seine Kapitalien allein auf mehr als 30000 fl. Beliefen, ungeachtet man ihm von Zeit zu Zeit mehrere theils eigene, theils Lehengüter angekauft hatte. Unter diesen verdient vorzüglich das Dorf Zirgesheim Erwähnung. Dasselbe liegt eine halbe Stunde östlich von unserer Stadt, am Ende des Schellenbergs unweit der Donau. Nicht ferne von ihm auf einem Felsen stand ehemals ein festes Schloß mit Namen Sesselhofen, nacher Seitzenburg. Um das Jahr 1415 besassen es die Erginger zu Biberbach und Wolf zu Gumpenberg. Diese verkauften es aber ****) mit aller Lehenschaft und Herrlichkeit, mit Gericht, Obrigkeit und Kirchensatz, sammt allen dazu gehörigen Stücken und Gütern an den edlen und festen Hanns Schenk von Schenkenstein zu Hochenburg im J. 1476. Zeugen dessen waren die edlen und strengen Herren, Wilhelm von Rehberg zu Hochenrechberg, Pfleger zu Graispach, und Rudolf zu Pappenheim des heil. Röm. Reichs Erbmarschalk, Pfleger zu Wörth.

Schenk verkaufte es wieder an Ulrich Albersdorfer, Herzog Georgs, Rentmeister im Oberlande Baiern; und dieser endlich in J. 1494 mit allen zuvor beschriebenen Gerechtsamen an das Stadtspital zu St. Lazarus, unter Zeugschaft des Ruprechts Gotsmann zu der Pug Pflegers zu Neuburg, und Kaspars Morhart, auch Rentmeister im Oberlande.

Späterhin, im J. 1536 den 21. April, kauften Bürgermeister und Rath noch dazu die Hofmarktsgerechtigkeit auf den Gütern des Leonhards Mair, Bürgers zu Augsburg, sammt allen dene, die er in Zirgesheim gehabt, wie auch des Jakob Groner 1553. Diese beyden Verhandlungen bestätigte den 15. July in eben dem Jahre Otto Heinrich zu Neuburg, Pfalzgraf bey Rhein, Herzog in Ober- und Niederbaiern. Von da an blieb das Spital im ungestörten Besitze des Dorfs als einer Pfalz-neuburgischen Hofmark mit dem Recht der Präsentation, und anderer dazu erkauften Grundstücke zu Mertingen, Hungerstall u.s.w. bis herab auf die jüngsten Zeiten.

*)          Kl. Chron. Bl. 100 u. 104.

**)        Ebend. Bl. 136.

***)      Saalb. des Spitals.

****)   Stadtkanzley.

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