Zum Autor: Der Geograph und Historiker Georg Kreckwitz stammte aus Siebenbürgen und lebte in der 2. Hälfte des 17. Jhs.. Erwähnungsjahre: 1685-1688

Auszug aus:

Totius Regni Hungariae superioris & inferioris accurata Descriptio.
Das ist
Richtige Beschreibung
Deß gantzen
Königreichs Hungarn,
So wol was dasObere als Untere oder Niedere anbelanget,
Dabey dann die Beschaffenheit desselben, Städte, Vestungen, Schlösser, Städtlein, Marcktflecken und angrentzende Oerter.
Sambt allem dem jenigen was am
Donau-Strom
lieget und befindlich ist.
Auf das deutlichste und ausführlichste, so wol derselben Ursprung, Lager, Fruchtbarkeit, als Herrschaft und Ornung betreffende.
Sambt einer accuraten Land-Charten, und denen vornehmsten Städten in Kupffer vorgestellet wird,
Von
Georg Krekwitz, aus Siebenbürgen.
Franckfurt und Nürnberg, 1685

 S. 870ff

Thonauwerth

Thonauwerth ist eine Reichsstadt in Schwabenland an der Thonau / und ungefehr 9. Meilen von Ulm auf einem lustigen Hügel gelegen / deren einfacher Reichs-Anschlag zum Römerzug monatlich ist 2. zu Pferd / und 28. zu Fuß / oder 136. Gulden / welche Reichspflege von denen Herren Fuggern gegen dem Reich vertretten wird.
Es hat diese Stadt 3. feine Vorstädte / aus welchen die untere Vorstadt / Riett genannt / mit einer Mauer umgeben / und durch den Fluß Wernitz so allhier bey der Stadt in die Thonau lauffet / von derselben abgesondert ist. Die andere Vorstadt gegen Morgen wird Laderin (suburbium coriarium) genennet. Neben der Stadt vom Morgen zur Rechten / liegt auch ein hoher Berg / der Schellenberg genannt / fast wie der Osterberg bey Tübingen / so groß mit einer Schantz versehen.
In der Stadt / und fast am Ende derselben / hats ein feines grosses und luftiges Kloster zum H. Creutz genannt / so A. 1100. gestiftet worden / wie auch eine feine Kirche zu unser Frauen an dem Marckt / welche die vornemste ist / und einen zierlichen und mit grünen Ziegeln bedeckten Thurn hat die Hn. Fugger / welche mit deß H. Röm. Reichs-Pflege über diese Stadt auf ewige Zeit privilegirt seyn / haben sie mit Dörffern / Weilern / Einöden / Schweinen und Weyhern / wie auch Fischwassern / auch mit herrlichen Wäldern / Forsten und Jagten trefflich gemehret und gebessert.
Die Stadt selbst hatte vor dem ehemaligen Teutschen Krieg auch gute Nahrung / weil die gemeine Landstrasse dardurch nach Mönchen / so 14. nach Nürnberg / so 12. nach Nörligen / so 3. nach Weissenburg so 5. und nach Augspurg gehet / so 6. Meilen davon gelegen / und die von oben herab zu Wasser kommen / allhie anlanden müssen.
Der Raht und Burgerschafft ist vor diesem meist der Augspurgischen Confession zugethan gewesen / biß Anno 1607, der Kayser Rudolff der II. sie in die Acht erkläret / und die Execution Hertzog Maximilianen in Bayern anbefohlen / der sie auch

eingenommen / die Religion geändert / und biß in das 1632. Jahr besessen hat.
Zu welcher Zeit / und zwar den 26. Merzens der König aus Schweden Gustav Adolphus die Stadt / worinnen Herzog Rudolff Maximilian von Sachsen Lauenburg mit etlichen Crouburgischen Cornet Reutern / über die 8. Compagnien geworbenes / und etlich Landvolck das Commando hatte / und in allem auf 1500. Mann starck ware / belägert / und auffordern lassen worauf er aber eine abschlägige Antwort bekommen.
Welche dann verursachet / daß höchstbedachter König die Stadt noch härter belagert / und der darinn liegenden Besatzung mit schiessen so hefftig zugesetzet / daß sie deß andern Tages hernach deß Morgens in der Dämmerung die Stadt verliesen.
Zeit währenden Abzugs / haben die Schweden starck mit Stücken auf die Brücke / über welche sie musten ziehen / gespielet / und sind darneben mit grosser Furie in die Stadt gedrungen / was sie von Soldaten angetroffen / niedergehauen / und der Bürger zwar am Leben geschonet / aber nichts destoweniger wider deß Königes Willen alles ausgeplündert.
In und um die Stadt / wie auch auf der Brücken / haben sich auf die 500. Todten befunden / die man in die Thonau geworffen.
Also ward denen Schwedischen hierdurch der Paß in Bayern einzufallen geöffnet. Aber die Kayserl. Bayerischen haben ihnen solchen nicht lange gelassen, dann als im Jahr 1634. die Schwedischen nach Ubergebung der Stadt Regenspurg an die Kayserlichen sich aus Bayern gezogen / haben die Kayserl. Bayerischen an der Thonau zimlich um sich gegriffen / und unter anderen auch diesen Ort Thonauwerth erreichet / und sich anfänglich den 4. Augusti deß obgedachten Schellenbergs / so unbesetzt gewesen / impatroniret / das Geschütz darauf plantiret / und die Stadt zu beschiessen angefangen.
Der darinn liegende Obrist Lieutnant Termo hat sich zwar dapfer gewehret / weil aber die Macht zu groß / und so geschwind kein Entsatz zu hoffen / hat er etliche Tage hernach accordiren / und mit seiner unterhabenden Besatzung abziehen müssen.
Hernach im Jahr 1646. im Septemb. als die gantze Schwedische Armee rechts weegs nach Thonauwerth zuzoge / ist die Stadt wieder Schwedisch worden / und haben die Einwohner dem Schwedischen General Wrangeln die Schlüssel biß gen Hartburg entgegen gebracht.
Die Bayerische sind bald hernach noch dieses Jahr derselben wieder Meister geworden / welchen die Schwedische von Lauingen diesen Ort im December gleichfalls dieses Jahrs abermals entzogen / weil nur 60. Chur-Bayerische Reuter darinn gelegen / und mit 800. Mann besetzet.
Von der Stadt Thonauerth ist in Instrument, pacis Osnabr. art. 2. num. 2. circ. fin also versehen: Die Stadt Thonauwerth betreffend / dafern in nächstkünfftigem allgemeinem Reichstage / selbige in vorige Freyheiten wieder zusetzen / von deß Heil. Röm. Reichs Ständen solte gut befunden werden / so sollte sie gleiches Rechts in geistlichen und weltlichen sich bedienen / welches andere deß Heil. Röm. Reichs Stände krafft gegenwärtiges Vertrages geniessen / jedoch ohne Nachtheil deren Rechten / welche bey dieser Stadt interessiert sind.